Von Ulrich Jaschek - PAZ vom 11.11.2006
Peine. „Ein Zitat aus der Peiner Zeitung vom 12. November 1925 legte gestern Abend Bürgermeister
Michael Kessler seiner ersten Martini-Rede als Stadtoberhaupt in der Schützengilde zu Grunde.
„Die breite Öffentlichkeit will beim Martini-Essen darüber unterrichtet sein, wie sich die hohe Stadtverwaltung
die weitere kommunalpolitische Entwicklung denkt“. Neben dem Thema „Bürgerschaftliches Engagement“ lagen
ihm besonders die Erhaltung und Schaffung von Industrie-Arbeitsplätzen am Herzen.
Zuvor hatte auch der vor wenigen Tagen zum Bürgerschaffer gewählte Wilfried Grobe in seiner Begrüßung der
rund 300 Gäste die Stadtgeschichte des Jahres 1727 bemüht.
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Bürgerschaffer Wilfried Grobe begrüßt die Gäste zum Martini-Essen 2006
Damals habe der neue Bürgermeister
das erste Martini-Essen als Versöhnungsmahl eingeführt, nachdem sein
Vorgänger von Rat und Achtmännern
gestürzt worden war. Außerdem wechselten die Bürgermeister in Peine
erheblich öfter als die Bürgerschaffer.
Hermann Rademann habe in diesem Amt immerhin vier Bürgermeister „verschlissen“, Hartmut Kühnel zwei.
Grobe indessen freue sich auf „die gemeinsamen Dienstjahre mit Dir, Michael“.
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Kessler mahnte unter Berücksichtigung globaler Rahmenbedingungen vor falscher wirtschaftlicher Haltung und
forderte stattdessen Mut, Ideen und Tatkraft. Der beispielsweise von China und besonders von Indien
ausgehenden wirtschaftlichen Potenz habe die europäische Wirtschaft nur wenig entgegenzusetzen.
Dieses Szenario vor Augen wolle er bereits zu Beginn des kommenden Jahres eine Gesprächsrunde
„mit allen führenden Industrieköpfen“ beginnen, die durch ihre Beziehungen „Türöffner zu anderen Firmen“ werden sollen.
Er erinnerte bei dieser Gelegenheit an Produkte aus Stahl, Schokolade, Kunststoff und Alkohol aus Peiner Produktion,
die national und international sehr erfolgreich seien.
Offene Worte zu leeren Kassen fand Landrat Franz Einhaus in seinem Grußwort und erläuterte den Begriff „Kreisumlage“.
„Diese ist im Laufe der Zeit leider zur wichtigsten selbst gestaltbaren Einnahmequelle der Landkreise geworden“,
warb er um Verständnis bei den Bürgermeistern jener Gemeinden, „die bereits die Stirn noch mehr als bisher in
Falten gelegt haben“.
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Der „noble Hintergrund“ der kommunalen Sammelaktion gereiche „dem diesem Martini-Essen
Anlass gebenden Heiligen Martin die Ehre“: Kleine finanzschwache Gemeinden würden aus dem Umlage-Fundus
unterstützt, außerdem sei der Landkreis so in der Lage, „hochwertige kommunale Dienstleistungen im Bereich
des Verbraucher-, Brand- und Katastrophenschutzes und in persönlichen Notlagen seiner Bürger zu bieten“.
Dass sich auch die Peiner Enkelgeneration dem Beispiel ihrer Altvorderen um Gemeinsamkeit nicht verschließt,
zeigte sich gestern beim anschließenden gemeinsamen Festmahl ein ähnliches Bild, wie es bereits
vor 81 Jahren die Peiner Zeitung notierte: „Man kam sich wieder näher beim Essen, die Rechte, die Linke und die Mitte“.
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................................... Redebeitrag von Adolf Stöhr
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................................... Reimeschmied Gerolf Haubenreißer
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................................... Redebeitrag von Jürgen Diekhoff
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................................... Ein Blick in den gut gefüllten Gildesaal
Kessler: Ratssitzungen auf dem Marktplatz
Peines neuer Bürgermeister mit frischen Vorschlägen gestern Abend beim Martini-Essen der Bürgerschaffer
...................................\/on Jörg Fiene -Peiner Nachrichten vom 11.11.2006
PEINE. Doppelte Premiere gestern Abend beim Martini-Essen in der Peiner Schützengilde:
Für Wilfried Grobe war es der erste öffentliche Auftritt nach seiner Wahl zum Bürgerschaffer,
für Michael Kessler der Antrittsbesuch als Bürgermeister in der Peiner Gesellschaft.
Und das neue Stadtoberhaupt überraschte in traditionsseliger Runde mit Innovation. Statt eines Rund-um-Abrisses
zur Lage der Stadt warf der Verwaltungschef zwei Schlaglichter auf lediglich zwei Themen:
bürgerschaftliches Engagement und Industriearbeitsplätze in Peine.
„Der Staat sind wir - die Stadt sind wir", rief Kessler 'aus und erklärte, dass er die Identifikation
der Peiner mit ihrer Stadt stärken will. Dazu hatte er auch gleich drei konkrete Vorschläge parat:
"Der Bürgermeister wird fortan eine regelmäßige Sprechstunde im Internet anbieten, um auch verstärkt Kontakt
zu jüngeren Peinern zu knüpfen. „Schnell genug tippen kann ich, um sofort zu antworten."
Kessler hegt auch die Hoffnung, dass die Bürger wie in anderen Städten mit einem solchen Angebot kreative Anregungen geben.
..................Die Königsrunde 2005 lauscht den Rednern des Martiniessens 2006