Martini-Essen 2010 im Saal der Schützengilde

                       Bilder vom Martini-Essen

Peine lebt seine Traditionen– 340 Gäste kamen gestern Abend zum Martini-Essen

der Peiner Freischießen-Korporationen in die Schützengilde.

Der neu gewählte Bürgerschaffer Hans-Peter Männer begrüßte die Gäste.

Bürgermeister Michael Kessler hielt traditionsgemäß den kommunalpolitischen
Bericht, ließ dabei aber auch die Themen „Stuttgart 21“ und die „Sarrazin-Thesen“ nicht außer acht.

Zudem sprach auch die Stellvertretende Landrätin Eva
Schlaugat. Obendrein gab es für das begeisterte Publikum jede Menge launige Reden–

und Ascherslebens Ex-Stadtdirektor Otto Heil erzählte sogar Witze aus der DDR.

Gelungenes Martini-Essen:
340 Gäste in der Schützengilde Hans-Peter Männer ließ es sich als taufrisch gewählter
Bürgerschaffer gestern Abend nicht nehmen, den Gastgeber beim traditionellen
Martini-Essen der Peiner Freischießen-Korporationen zu geben.

340 Gäste waren der Einladung der Bürgerschaffer gefolgt.
So bedankte sich Männer noch einmal für das Vertrauen,
das ihm die Vertreter der Korporationen am vergangenen Sonntag bei der Bürgerversammlung

entgegengebracht haben,
als er zum Nachfolger von Wilfried Grobe gekürt wurde.

Das Martini-Essen ist seit 1727 als Tradition in der Stadt Peine verbrieft und
genauso ist es eine gute Tradition, dass der Bürgermeister eine politische Rede hält.

Diesmal schweifte Peines Bürgermeister
Michael Kessler zunächst in weite Ferne und beschäftigte sich vor allem mit dem

Bahnhofsprojekt Stuttgart 21 und den umstrittenen
Thesen von Ex-Bundesbank-Vorstand Thilo Sarrazin.
Beides war für ihn Vorlage, für die Politikverdrossenheit der Bürger und die

wachsende Kluft zwischen Politikern und Volk. Erst am Ende kam er ins Peiner Land

und forderte die Bürger auf, sich für die Parteien zur Wahl zu stellen.

2011 ist Kommunalwahl und derzeit werden die Listen aufgestellt.

Kessler appellierte an Parteienvertreter und Wahlvolk, für Nachwuchs in den Parteien
und auf den Listen zu sorgen.

Die stellvertretende Landrätin Eva Schlaugat beschäftigte sich mit der Kinderarmut im Land

und forderte die Teilhabe auch von Kindern aus sozialschwachen Familien an der Gesellschaft.

 

 

"Wir müssen die Bürger wieder für politisches Engagement gewinnen"

Martiniessen in den Peiner Festsälen mit 340 Gästen – Redner schlugen launige, aber auch kritische Töne an

Von Bernd Stobäus (Peiner Nachrichten)

Adolf Stöhr versteht es, politische, wirtschaftliche und gesellschaftliche Ereignisse der Stadt aufs Korn zu nehmen. Mit donnerndem Applaus erhoben sich beim Martiniessen 340 Gäste von den Stühlen, als er seine Rede beendet hatte.

Mit seiner satirischen Zeitreise begeisterte der ehemalige Verwaltungsdirektor des Krankenhauses die Zuhörer bei der traditionellen Veranstaltung, die alle zwei Jahre stattfindet. Überregionales Geschehen und Peiner Ereignisse verband der Redner dabei trefflich: "Liebe paarungsbereite Mentalakrobaten", sagte er zum Publikum. "Da fährt ein Inter-Regio in Peine einen Garten platt, Gott sei Dank ist nichts weiter passiert. Aber kein Wunder, dass sich die Bahn in Stuttgart in den Untergrund verzieht."

Branchenmix mit nur wenig Halbwertszeit

Aber auch, was "Peines Seele bewegt", kam nicht zu kurz an diesem Abend, durch den Peines neuer Bürgerschaffer Hans-Peter Männer souverän führte. Unter anderem ging Stöhr auf den Branchenmix in der Peiner Innenstadt ein, in dem "ein Handy kaum mehr Halbwertszeit als ein Schokoriegel hat".

Der Bürgermeister verzichtete auf satirische Spitzen. "Die Vorgänge um Stuttgart 21  haben mich nicht los gelassen", begann er seine Rede. Doch nicht die Details dieser Bahnproblematik hatte er im Blick, sondern "der Umgang der Politik mit den Bürgern und die denkbaren Folgen, die aus den nicht enden wollenden Protesten gezogen werden". Auch die Sarrazin -Thesen streifte er. Von den Parteien fordert der Bürgermeister: "Sie müssen über ihr Profil nachdenken." Unter anderem beklagte er die Ideenlosigkeit des Wahlkampfs und der Infostände, an denen "irgendwelche Billig-Artikel wie Kulis, Leckerlis oder Luftballons verteilt werden und den ganz wenigen Besuchern ein Parteiprogramm in die Hand gedrückt wird, das erfahrungsgemäß kein Schwein liest. Und wenn es ganz hoch kommt, gibt es noch eine Rose für die Mami in die Hand."

Der Bürgermeister schlug den Parteien in Peine vor, systematischer aufzuklären und die Menschen zu kritischen Kontrolleuren der Politik zu machen. "Wir müssen die Bürger wieder gewinnen für ein politisches Engagement in unserer Stadt." Kessler erntete in zahlreichen Gesprächen der Gäste nicht nur Lob, sondern auch deutliche Kritik: "Was nicht unmittelbar mit Peine zu tun hat, gehört nicht hier her", war von einigen Gästen zu hören.

Tischklopfen für den

Filmemacher Dieter Kerzel

Überhaupt nicht von hier, aber ganz und gar hierher gehörte Otto Heil, Bürgermeister von Peines Partnerstadt Aschersleben, der einige DDR-Witze riss und sich über die Entwicklung der beiden Städte freute. Es folgte die Rede der stellvertretenden Landrätin Eva Schlaugat, die sich vor allem zu Kinderarmut äußerte.

Tischklopfen und begeistertes Klatschen gab es für Günter Kerzel, der mit Computertechnik einen Film über das Peiner Leben komponiert hatte. Nach dem Motto "In Peine geht es zu ganz feste, das hält die Eule nicht im Neste" gab es prächtig auf die Mütze für allerlei wirtschaftliche, politische und menschliche Auffälligkeiten. Bei bester Stimmung lockte Gerolf Haubenreißer mit seiner Vers- und Reimform weitere Lacher hervor.

Abschließend sei noch besonders hervorgehoben: die Musik- und Sportgemeinschaft Peine-Ilsede begleitete den Abend musikalisch und legte ein exquisites Programm hin.