Europakönigschießen in den Niederlanden
Ein persönlicher Bericht von Bürgerschaffer Thomas Weitling

Einmal Bürgerkönig der Stadt Peine werden, davon träumen viele, Europakönig bzw. Europaprinz werden … warum nicht.
Unter diesem Motto traten wir Peiner Schützen zum Vogelschießen in Bernheeze (Niederlande) an.
Cassian Männer (Jungschützenbester der Schützengilde), Joachim Jenssen als König der Schießabteilung ebenfalls
Schützengilde und als gewesener Kleiner König 2005 des Bürger-Jäger-Corps erfüllte auch ich die Bedingungen der
Schießausschreibung. Zunächst mussten sich alle Majestäten im Festzelt zum Schießen anmelden.



Die Schießbäume mit den Holzvöglen beim Europakönigsschießen



Um 12:00 Uhr sollte das Schießen der Vorrunde beginnen. Hierzu waren auf einer großen Wiese gegenüber des
Festplatzes 14 große Vogelbäume errichtet wurden.
Gemäß unserer Startnummernauslosung meldeten wir uns an unserem Schießstand.
Auf dem Schießplatz herrschte ein buntes Treiben, viele Schaulustige aus ganz Europa hatten hinter den Absperrungen Aufstellung genommen um den Schützen beim Schießen zuzusehen, sie anzufeuern und mitzufiebern. Immer wieder marschierten Musikzüge auf, brachten ihre Könige zu ihren Schießplätzen und sorgten so für gute Unterhaltung. Für Speis und Trank war ebenfalls gesorgt und
so mancher nippte vor dem Wettkampf auch mal am Holländischen Bier, in der Hoffnung das richtige Zielwasser zu erwischen.
Nach einer kurzen Verspätung und einigen Erklärungen in den verschiedensten Sprachen konnte das Schießen der Vorrunde beginnen.

Joachim Jennsen kurz vor der Schußabgabe

 

Vor die Vogelbäume traten 450 Schützen um die Würde des Europakönigs an, bei den Prinzen waren es immerhin noch
250 Jungschützen. Eine solch hohe Beteiligung hatte es bisher noch bei keinem Europaschützenfest gegeben.
Nun wurden wir von einem Gildebruder aus Bernheeze aufgerufen. Jeder Schütze ging dann zu einem Podest,
bestieg es über eine kleine Treppe und meldete sich bei der Aufsicht. Mit einem Kleinkalibergewehr wurde nun
jeweils aufgelegt ein Schuss auf einen Holzvogel abgegeben. Nach jedem Schuss wurde ein neuer Schütze aufgerufen.
Nach ca. 50 Schuss konnte man schon die eine oder andere Absplitterung erkennen, doch hinunterfallen wollte
der weiße Holzvogel noch lange nicht. Pro Schießstand waren 50 Schützen zu einem so genannten Rennen eingeteilt.
Hatte der letzte Schütze des Rennens seinen Schuss abgegeben, begann man wieder von vorn.
Meine Startnummer war die 487, Joachim Jenssen war ebenfall mit in meinem Rennen und wurde aber aufgrund
einer niedrigeren Startnummer früher zum Schießen aufgerufen. Es ging schlag auf Schlag oder besser gesagt Schuß
um Schuss.
Die Zuschauer beobachteten genau was sich an den Vogelmasten tat. Wurde ein Schuss so gut platziert,
so dass das Holz splitterte und zu Boden fiel, ging einen  Raunen und Klatschen durch die Menge.
Die Einschüsse zeigten ihre Wirkung. Immer kleiner und unansehnlicher wurden die Holzvögel an den Masten,
die 10 Meter über dem Schützen thronten und auf ihren Abschuß warteten.
Zum zweiten Mal durfte ich das Podest betreten in Anschlag gehen zielen und abdrücken.

Der Vogel auf dem Baum beim Finalschießen

 

 

Der Vogel blieb aber sitzen. Nun folgte der dritte Durchgang. Eben fiel der erste Vogel bei Baum 5 hinunter und
der beste Schütze bei diesem Rennern stand fest. Bevor Joachim seinen Schuss abgab fachsimpelten wir über das wie
und wo platziere ich meinen  Schuss. In der Mitte am Bauch des Vogels, am Kopf, um die Hebelwirkung zu nutzen oder
einfach drauf los. Joachim wurde aufgerufen, Splitter fielen, aber der Vogel nicht. Weitere Schützen folgten.
Noch zwei Schützen vor mir, dann darf ich wieder. Doch da Startnummer 485 zielte, schoss und der Vogel fiel vom Baum herunter.
Mein Versuch Europakönig zu werden war aus, aber nein.
In der Vorrunde des Vogelschießens kommen der Beste des Rennens, die zwei Schützen vor und nach ihm weiter.
Ich war also somit im Finale beim Europakönigschießen 2006 dabei.
Eine Schießaufsicht notierte unsere Namen und bat uns einen Zettel aus seinem Hut zu ziehen,
meine gezogene Startnummer war nun die 12. Nachdem alle Vögel der Vorrunde herunter geschossen waren,
folgte eine Pause von fast 1 Stunde. Finale- ohho- Finale - ohhoho…die Melodie hatte ich dieses Jahr Freischießen gern
und oft gehört und nun… wir fahren nicht nach Berlin sondern ich war in Bernheeze, wartete auf die Prominenz des Präsidiums der Europäischen Gemeinschaft historischer Schützen, denn die ersten Schüsse auf den Finalvogel durften sie abgeben.
Irgendwie ging mir doch der eine oder andere Gedanke durch den Kopf.
Peine hat schon einen Europakönig mit Hubert Pflaum, warum nicht noch einen.
Es wäre eine ausgezeichnete Empfehlung für Peine und unsere Bewerbung zur Durchführung des Europaschützenfestes 2015.

Schützen und Zuschauer warten auf den ersten Schuß

 

Mein erster Schuss traf den Vogel genau, aber mit Startnummer 12 war da beim ersten Durchgang noch nichts zu machen.
Es folgte die zweite Runde. Die Zuschauer hatten sich nun in der Mitte des Schießplatzes versammelt.
Direkt neben uns wurde am zweiten Finalbaum um die Würde des Europaprinzen gerungen.
Immer wieder fielen Holzsplitter herunter, plötzlich wurde ein Riss sichtbar. Der Riss verlief direkt mitten durch den Rumpf des Vogels.
Mein dritter und bestimmt letzter Schuss stand nun an. Ich bin ehrlich. Das gleiche Herzklopfen wie beim Schießen um die Würde des Bürgerkönigs hatte mich fest im Griff. Anschlag, Atmen anhalten, zielen und Schuss. Treffer, Holzsplitter doch der Vogel blieb sitzen.
Noch 5 weitere Schützen folgten nach mir, bis es dem Polen Tadeusz Zyla gelang, den besten und entscheidenden Schuss zu platzieren.
Der Jubel der Zuschauer kannte keine Grenzen und kurz danach konnte sich Christoph Müller aus Deutschland über seinen  Europaprinzenschuß freuen.

Proklamation der neuen Europamajestäten

Für mich war die Teilnahme an diesem Schießen ein besonders Ereignis, an das ich mich immer gern erinnern werde.
Es trägt aber auch dazu bei, weiter daran zu arbeiten, dieses herrliche Fest der Europäischen Schützen 2015
in unsere schöne Fuhsestadt zu bekommen.

Thomas Weitling bei der Schußabgabe - Links erkennt man den Holzvogel